Dienstag, 19. Oktober 2010

Borneo - ein Trip der Extreme

Hier kommt ihr zu meinem Borneo Album

Schon über 2 Wochen her unser Trip der Extreme!! Wow, wie die Zeit vergeht. Trotzdem gebührt dieser Trip seine Anerkennung und Erwähnung in meinem Blog ;)

Fazit: Wir legten in 2 Tagen während unserer Mount Kinabalu Besteigung von knapp über 9h (überdurchnittlich gut ;)allerdings im Vergleich zum Rekord mit ca. 2h nicht mehr erwähnenswert) eine Strecke von 17,4km und 4458 Höhenmeter zurück! Ein einmaliges Erlebnis!!




Insgesamt 4 Tage dauerte unser Ausflug zum malaysischen Teil von Borneo in Sabah (13.10.-17.10.). Zu viert verließen wir Singapur (Sandra, Alice, Simion und ich) und quartierten uns kurz nach der Ankunft ins nette “Borneo Global Backpackers Hostel“ in Kota Kinabalu ein. Früh wollten wir schlafen gehen, um für unsere große Aufgabe genug Energie zu tanken. Das Ziel, das es zu erreichen gab, lag auf 4095m Seehöhe. Das gefürchtete Monster namens Mount Kinabalu! Er ist der höchste Berg zwischen dem Himalaya und den Schneebergen von Papua Neuguinea. Alice war schon seit Tagen aufgeregt und konnte nicht gut schlafen, doch dazu gab es doch wirklich keinen Grund. Wir haben uns gut vorbereitet mit unseren regelmäßigen Gym Einheiten, bei denen wir uns immer weiter und weiter steigerten. Denn es gab nur ein Ziel!!! Es gibt kein Zurück, kein Abbrechen käme in Frage! Niemals, würd ich aufgeben, wenns mich die letzte Kraft kostet dort rauf zu kriechen auf alle Vier :)




Der große Tag war gekommen: Donnerstag, 5h30 Tagwache, 7h-9h Busfahrt, Registrierung im Headquarter des Mt. Kinabalu Parks auf 1564m, Genehmigung abholen, unseren Guide Jeffrey kennen lernen, Lunchpaket einpacken und schnell noch ein paar Schichten anziehen. 7kg sagt die Waage zu meinem Rucksack und zusätzlich hatte ich noch meine Kameratasche zu tragen. Hätt ich nicht doch auch einen Träger so wie Alice nehmen sollen? Punkt 9h50 startet unser Aufstieg vom Timpohon Gate auf 1866m. Gut gelaunt und wissend, dass wir 6km und dabei 1407 Höhenmeter hinter uns legen müssen um unser Laban Rata Resthouse zu erreichen, marschierten wir zügig los bevor die Massen kommen.
und so sah unsere Route aus


Insgesamt sind pro Tag nur an die 140 Personen für den Aufstieg zugelassen! Der Weg besteht von Beginn an aus Stufen, Stufen, Stufen und noch mehr Stufen.
Die ersten 3 Hütten und somit 2,5km haben wir sehr zügig zurückgelegt und nach und nach kommen uns schon die ersten Absteiger entgegen.

Die Gesichter sind schmerzverzerrt und die Leute stützen sich auf ihren Stöcken und dem Geländer ab um die letzten Kilometer nach unten zu überwinden. Ob es uns auch so gehen wird? Nachdem es absolut keine Straßen noch Seilbahnen gibt, müssen alle Lebensmittel und sonstige Gebrauchsgegenstände des Rasthauses von den Locals hochtransportiert werden. Bergauf konnte ich sogar ein paar von denen überholen ;) aber die haben auch das dreifache Gepäck auf ihren Schultern denke ich. Wie wir erfahren haben, gehen die Guides wie Jeffrey jeden 2. Tag auf den Berg und kommen somit auf über 150 Besteigungen pro Jahr!! Jeffrey, unser Guide hielt sich immer im Hintergrund und war stets Schlusslicht, sodass wir das Tempo vorgeben konnten. Schon nach kurzer Zeit teilte er uns mit, wir sollen es ein wenig langsamer angehen, da wir sowieso Zeit genug haben. Ich hörte allerdings nicht so sehr darauf, zu groß war mein Ehrgeiz und meine Motivation.

Wir einigten uns auf eine Mittagspause auf 2702m Höhe um Punkt 12h, wo wir uns mit unserem Lunchpaket stärkten. 570 Höhenmeter haben wir noch vor uns aber wir liegen sehr gut in der Zeit und gönnten uns eine halbe Stunde Rast. Je höher wir kommen, desto steiniger wird der Weg, desto dünner die Luft und desto langsamer der Aufstieg.


1km vor dem Ziel


Jippiiii, um Punkt 14.30 erreichten wir das Laban Rata Resthouse auf 3272m und somit unsere Endstation für den ersten Tag und es scheint sogar die Sonne. Mir gings spitze, war fast ein wenig enttäuscht, dass es so „leicht“ ging nachdem ich von meiner gründlichen Vorbereitung und Durchforstung diverser Reiseblogs schon auf das Schlimmste eingestellt war. Kein Muskelkater, noch nicht! Und die Luft machte mir zum Glück auf nichts aus. Übertreiben alle Leute so? Oder geht’s nur mir so? Wir wurden zu viert in ein nettes Zimmer einquartiert, der einzige Hacken: es gab kein Warmwasser! Den restlichen Nachmittag chillten wir auf der Terrasse der Unterkunft und machten ein paar nette Bekanntschaften mit Leidensgenossen aus Korea, England und Australien, während wir auf das Abendessen warteten. Super Buffet mit allem Drum und Dran, naja dafür zahlen wir auch genug ;) Punkt 19h lag ich im Bett, so früh wie nie zuvor glaub ich, denn um 2h nachts war bereits Tagwache für das erste Frühstück. Geplant war nämlich ein Aufstieg zum Gipfel bis zum Sonnenaufgang um das herrliche Naturschauspiel beobachten zu können.

Doch dann die böse Überraschung: Seit Stunden stürmt es draußen und es regnet aus Eimern sodass richtige Bäche von den Felsen bergab fließen. Es war ein Warten und ein Hoffen auf Besserung. Wir sollen auf 4h warten und sollte das Wetter dann nicht besser sein, wäre ein Aufstieg nicht mehr möglich, teilten uns die Guides mit. Das kann doch wohl nicht sein, da sind wir schon mal auf über 3200m und es besteht die Gefahr, dass wir unser Ziel nicht erreichen können!! Die Guides erklärten uns klipp und klar, dass sie nicht rauf gehen, doch könne man wenn man seine „Todeserklärung“ unterschreibt auch bei diesem Unwetter auf eigene Gefahr den Aufstieg wagen, allerdings würden 80% der Menschen, die bei dem bestehendem Wetter die Gefahr auf sich nehmen, entweder zu Tode kommen oder zumindest verletzt zurück kommen. „No risk no fun“, ist eigentlich mein Motto aber irgendwann gibt’s eine Grenze und in diesem Fall war es auch mir nicht wert das Risiko bei der Dunkelheit und bei dem Sturm auf mich zu nehmen. Zurück ins Bett, Wecker auf 6h und dann los sobald es hell ist. Gesagt, getan. Rein in unse Gewand: Kompressions-Tight, 3xSocken, lange Hose, Top, langes Shirt, kurzes Shirt, Pulli mit Kaputze, Schal, Handschuhe, Softshell-Jacke und Laufschuhe,...ich glaub das wars ;)
Jetzt kam der schwierigste Teil der ganzen Besteigung. Die Stufen waren viel steiler und führten direkt zur Felswand über die es nur per Seil weiterging. Die Spitze war allerdings nie zu sehen, nur die Bodenmarkierungen ließen uns wissen, wie weit es noch war. Vom Resthouse waren es 2,7km und 823 Höhenmeter bis zur Spitze des Low´s Peak.
Ich versuchte zügig weiterzugehen und möglichst ohne Pausen weiter und weiter zu gehen, doch das Atmen wird schon ein wenig schwerer in diesen Höhen. Nach eine finalen Klettertour auf den letzten Metern erreichten wir die Spitze des Mount Kinabalu, den Low´s Peak (warum eigentlich Low´s Peak? Weil der "erste" Mann, der die Spitze erreicht hat Low hieß) auf 4095m am Freitag, 15.10. um 8h24! Was für ein Adrenalinschub, Glücksgefühle, Erleichterung,….ein unbeschreibliches Gefühl!! Belohnt wurden wir mit ein paar Sonnenstrahlen und eine 360° Aussicht über dem Mt. Kinabalu Park weit bis zu den Küsten Borneos und den umliegenden Inseln. Wir alle haben es geschafft und sind mächtig stolz auf unsere Leistung ;)





Tipps für alle die sichs auch Überlegen: HIER (auf Englisch)





Zurück „lief“ ich dann fast im Alleingang in 60min zu unserem Guesthouse und machte es mir schon mit herrlichem 2. Frühstück auf der Terrasse gemütlich. Keine 5min später kamen auch schon Sandra und Alice aber wo war Simion? Der kam dann ca. 1h später…keine Ahnung was da wirklich los war…Nach einer Rast von 1h machten wir uns auf den Rückweg. Von nun an gings bergab ;) Angeblich soll dies der schlimmste Part sein…kann ich nicht bestätigen.
Es waren knapp über 2h hauptsächlich in Hockhaltung, Stufe für Stufe. Gegen Ende hin wurden die Knie schon weich, gut nach gesamten 3052 zurückgelegten Höhenmetern an Tag 2 darf man das also schon spüren. Geschafft haben wir es alle und zwar ohne Stock oder anderen Gehhilfen ;)
Nachdem wir unsere Zertifikate abgeholt hatten und unsere abschließendes Mittagessen einnahmen fuhren wir zu fünft (Sandra, Alice, Simion, Nick und ich) zu den Poring Hotsprings um unsere müden Muskeln wieder ein bisschen in Form zu bringen. Tatsächlich waren dies kleine Becken im Freien, die man erst mal selber anfüllen musste, doch es war perfekte zum Entspannen ;)
Danach gings mir schon wieder so gut, dass ich Luftsprünge machen und laufen konnte. Wie gibt’s das, dass ich nach 2 so intensiven Tagen keine Spatzen habe? Oder kommen die erst?


der Tunku Abdul Rahman National Park mit seinen 5 Inseln


Für Samstag haben wir (Sandra, Alice und ich) nur relaxen und schnorcheln auf den Inseln Sapi und Mamutik vorgesehen. Die beiden Inseln gehören neben 3 weiteren zum Nationalpark Tunku Abdul Rahman und bieten tolle Riffs mit bunten Korallen und Fischen sowie wunderschöne weiße Sandstrände.


Also perfekt nach unserem Trip. Doch als wir Samstag früh versuchten vom Bett aufzustehen, spürten wir nun die Folgen. Schmerzen, die ich zuvor noch nie hatte, Oberschenkel und Wadeln…uiii…und dann noch die Stiegen beim Hostel runter…so ging es den ganzen Tag (und noch weitere 3 Tage) und wir mieden jede Neigung;) Zurück in Kota Kinabalu, ließen wir uns fangfrischen Fisch und Fruchtshakes an der Uferpromenade schmecken und genossen dabei den wunderschönen Sonnenuntergang.



Am Sonntag schauten wir noch zum Wochenendmarkt in die Stadt und bummelten ein bisschen durch die vielen Verkaufsstände, wo wir dann auch das eine oder andere Souvenir erstanden:)


Alles in Allem war der Trip all seine Mühen und Ausgaben wert und ich würde es jedem empfehlen, einmal im Leben einen 4000er zu besteigen!! Mt. Kinabalu ist abgehackt, wo ist der nächste? ;P

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